Machbarkeitsstudie für Tram nach Neu-Isenburg, Dreieich und Langen  mit positivem Ergebnis

redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach veröffentlicht am 28.11.2024

Bildquelle: Pressemeldung TraffiQ
Bildquelle: Pressemeldung TraffiQ

 

„Eine schnelle, attraktive Straßenbahn von Langen in die Stadt hinein bringt Frankfurt einen großen verkehrlichen und ökologischen Mehrwert. Täglich 5.400 neue Fahrgäste für das ÖPNV-System – das sind viele Autos weniger, die jeden Tag in die Stadt kommen."

Wolfgang Siefert Mobilitätsdezernent der Stadt Frankfurt am Main

 

Im Frühjahr 2020 hatten die Städte Dreieich, Frankfurt am Main und Neu-Isenburg vereinbart, gemeinsam zu untersuchen, welches Potenzial eine Straßenbahn von Frankfurt über Neu-Isenburg nach Dreieich hat. Ein Jahr später schloss sich auch die Stadt Langen dem Projekt an.

 

Im Jahr 2022 war bereits ein ähnliches verkehrspolitisches Vorhaben, nämlich die Verlängerung der Straßenbahn von Frankfurt nach Bad Vilbel, am Widerstand der Mehrheitsfraktionen der Kurstadt gescheitert.

 

Umso bedeutender ist jetzt das gemeinsame Vorhaben der drei Städte aus den Landkreis Offenbach und der Stadt Frankfurt.

 

Man kann es ohne Übertreibung als Meilenstein der interkommunalen Entwicklung der Metropolregion FrankfurtRheinMain bezeichnen.

 

Zumal die Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis geführt hat und auf breite Zustimmung stößt. 

 

Demnach könnte künftig, die heute noch an der Stadtgrenze zu Neu-Isenburg endete Tramlinie 17, um etwa 9,4 Kilometer durch Neu-Isenburg über Dreieich-Sprendlingen hinaus bis zum Bahnhof Langen weitergeführt werden.   

 

 

Großes Potenzial sowohl wirtschaftlich, technisch und städtebaulich

 

Künftig könnte die heute noch an der Stadtgrenze zu Neu-Isenburg endete Tramlinie 17, um etwa 9,4 Kilometer durch Neu-Isenburg über Dreieich-Sprendlingen hinaus bis zum Bahnhof Langen weitergeführt werden.  

 

Sie folgt dabei entlang der ehemaligen Bundesstraße, die bis Dreieich-Sprendlingen Frankfurter Straße, dann Darmstädter Straße und ab Langen wieder Frankfurter Straße heißt. Nach der Unterführung unter der Bundesstraße B486 würde sie in die Nördliche Ringstraße abbiegen und ihr bis zum Langener Bahnhof folgen.

 

Welche Vorteile bringt die neue Tram den Pendlern?

 

Von der untersuchten Straßenbahnverbindung profitieren gut 130.000 Einwohner und etwa 90.000 Arbeitsplätze in den drei Kommunen. Die tägliche Fahrgast-Nachfrage auf der bestehenden Strecke, die bislang an der Frankfurter Stadtgrenze zu Neu-Isenburg endet, würde durch die Verlängerung auf das Dreifache gegenüber heute ansteigen.

 

Bis Neu-Isenburg Neuhöfer Straße müsste das geplante Angebot der verlängerten Straßenbahnlinie 17 zumindest im Berufsverkehr sogar verstärkt werden, um diese Nachfrage zu befriedigen.

 

Die Gutachter rechnen mit etwa 5.400 Neukunden täglich. Weit über 11,3 Millionen Pkw-Kilometer könnten pro Jahr eingespart werden. Weitere gut 3.000 Fahrgäste werden von der an den westlichen Ortsteilen verkehrenden

S-Bahn zur Straßenbahn wechseln, was zu einer Entlastung der stark nachgefragten S-Bahn-Verbindung Richtung Darmstadt beiträgt.

 

„Mobilität neu denken ist das Gebot der Zeit – und die Straßenbahn ist hierbei ein ganz wesentliches Element. Sie ist attraktiv für die Nutzerinnen und Nutzer und stärkt den Wohn- und Unternehmensstandort Dreieich. Zudem ermöglicht sie städtebaulich eine Neugestaltung der alten B3 und macht diese wichtige Achse attraktiv und fit für die nächsten Jahrzehnte.“

Martin Burlon, Bürgermeister der Stadt Dreieich

 

Demnach hat die mögliche Verlängerung der Frankfurter Straßenbahn nach Neu-Isenburg, Dreieich und Langen ein großes Potenzial, sowohl wirtschaftlich, technisch und städtebaulich. 

 

Das ist das Ergebnis der vertiefenden Machbarkeitsstudie, die jetzt vorgestellt wurde. Das beauftragte Beratungsunternehmen Ramboll empfiehlt sehr eindeutig, die weiteren Planungen für die Straßenbahn voranzutreiben.

 

Die Bürgermeister der drei Städte, Martin Burlon (Dreieich), Dirk Gene Hagelstein (Neu-Isenburg), Prof. Dr. Jan Werner (Langen) und der Frankfurter Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert begrüßen die Ergebnisse der Untersuchung.

 

Wird die Tram nach Neu-Isenburg, Dreieich und Langen 2034 Wirklichkeit?

Machbarkeitsstudie Straßenbahn Neu-Isenburg - Dreieich - Langen: Gestaltungsidee für die Frankfurter Straße in Neu-Isenburg. Copyright: Ramboll / traffiQ
Machbarkeitsstudie Straßenbahn Neu-Isenburg - Dreieich - Langen: Gestaltungsidee für die Frankfurter Straße in Neu-Isenburg. Copyright: Ramboll / traffiQ

 

Machbarkeitsstudie bescheinigt Kosten-Nutzen-Indikator von 2,2 

 

Für die wirtschaftliche Betrachtung, so erklärt Hartwig Meier, Chefplaner der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ, ist der Kosten-Nutzen-Faktor entscheidend: Liegt der errechnete Wert über 1,0, ist der Bau der Strecke volkswirtschaftlich sinnvoll. Das ist zugleich Voraussetzung für die finanzielle Förderung durch Bund und Land, die sich auf über 90 Prozent der Kosten belaufen kann. Für die Verlängerung der Straßenbahn bis nach Langen Bahnhof ermittelten die Gutachter einen herausragenden Wert von 2,20. Wenn die Straßenbahn nur bis zum Weibelfeld in Dreieich geführt würde, läge der Kosten-Nutzen-Wert immer noch bei 1,74.

 

Auch technisch machbar ist die Straßenbahnverlängerung nach Einschätzung der Gutachter. Zudem bietet sie großes Potenzial, die Innenstädte von Neu-Isenburg, Dreieich und Langen stadtgestalterisch aufzuwerten.

 

Die Aufenthaltsqualität lässt sich deutlich erhöhen, der Verkehrsraum kann ansprechend gestaltet und zeitgemäßer aufgeteilt werden – durch eine höhere Aufenthaltsqualität etwa durch Außengastronomie, mehr Raum für Rad- und Fußverkehr oder Logistikdienste, Barrierefreiheit und Begrünung, durch Reduzierung des Durchgangsverkehrs. Nicht zuletzt bietet sich die Chance, die Städte klimaresilienter umzubauen.

 

Nachhaltige Bewältigung des Verkehrs

 

Wolfgang Siefert und Martin Burlon Pressetermin zum Ausbau der Tram nach Neu-Isenburg, Dreieich und Langen
Bildquelle: Pressemeldung fraffiQ Martin Burlon (BM Dreieich) Wolfgang Siefert Mobilitätsdezernent Frankfurt

 

Für die vier Partner spielt die nachhaltige Bewältigung des Verkehrs im Ballungsraum Rhein-Main bei ihren Überlegungen eine wichtige Rolle:

 

„Eine Straßenbahnverbindung von Frankfurt über Neu-Isenburg bis nach Dreieich und Langen könnte ein zukunftsweisendes Angebot für die vielen Pendlerinnen und Pendler sein, die heute täglich im Westkreis Offenbach unterwegs sind oder von dort nach Frankfurt fahren.

 

Den beteiligten Städten bietet sie zudem starke stadtgestalterische Möglichkeiten und Frankfurt wird vom Pendlerverkehr entlastet“, erklären die Bürgermeister und der Mobilitätsdezernent gemeinsam. Sie werden sich in ihren Kommunen für eine zügige Fortsetzung der Planungen einsetzen. Denn das gesamte Verfahren ist sehr umfangreich, als nächster Schritt ist in die Vorplanung einzusteigen.

 

Neben der Verkehrsanlagenplanung werden auch Betriebs-, Förder- und Finanzierungskonzepte benötigt, bevor später mit der Genehmigungsplanung und Bauphase begonnen werden kann.

 

Ab etwa 2034 könnte die erste Straßenbahn über die Frankfurter Haltestelle „Neu-Isenburg Straßenbahn“ in Richtung Langen ihre Fahrt aufnehmen.

 

Die Kosten für die Studie in Höhe von 470.000 Euro wurden zu gleichen Teilen von den Städten Dreieich, Langen und Neu-Isenburg sowie der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ getragen.

 

Nahverkehrsprojekt nicht ohne Hürden

 

Derartige große Schienenprojekte müssen aber vor ihrer Realisierung noch einige mögliche Hürden nehmen, wie das Beispiel der Citybahn in Wiesbaden (Bürgerentscheid dagegen) und das Projekt der Verlängerung der Tram in den Wetteraukreis zeigen. (kl)